Projekt

Verfolgung und Verwaltung

Im Nationalsozialismus wurden Diskriminierung und Mord mithilfe bürokratischer Routinen erschreckend effizient umgesetzt. Die Verbrechen der NS-Zeit konnten mit dem Einsatz von Verwaltungssprache und beschönigenden Begriffen in Formularen und Briefwechseln als notwendige und harmlose Vorgänge dargestellt werden. Wie aber lässt sich dieses Phänomen anhand beispielhafter NS-Dokumente interesseweckend, intuitiv und interaktiv für Besucher*innen aufbereiten? Können Besucher*innen mit dem richtigen Medium NS-Dokumente lesen und einschätzen lernen?

Im Projekt wurde in der Gedenkstätte Sachsenhausen eine Ausstellung zur Inspektion der Konzentrationslager (IKL) – dem Verwaltungsapparat aller Konzentrationslager – neu konzipiert und mit neu entwickelten digitalen Besucherinformationssystemen ergänzt. Inhaltlich spielt die zunehmende Verschmelzung von brutalen SS-Machenschaften mit nüchternen Verwaltungsvorgängen eine zentrale Rolle. Kernstück ist ein Multi-Touch-Tisch, für den das IWM eine Anwendung entwickelt hat. Es werden mehrere NS-Verwaltungsdokumente präsentiert, mit denen sich die Besucher*innen selbständig beschäftigen können. Die klassischen intuitiven Gesten wie Drehen, Schieben und Zoomen wurden erweitert durch anklickbare Informationsfelder, die vertiefende Texte zum Dokument bereithalten.

In der begleitenden empirischen Forschung wurde die Benutzerfreundlichkeit der Touch-Anwendung erfasst. Außerdem wurde untersucht, inwiefern die Nutzung der Anwendung einen Lerneffekt auf die thematische und sprachliche Einschätzung von ausgewählten NS-Schriftstücken hat.

Teil der Arbeitsgruppen

Laufzeit

09/2021 - 09/2024

Förderung

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Land Brandenburg

Ihre Ansprechperson

Beteiligte

Kooperationspartner

  • Dr. Axel Drecoll, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten