Projekt
Der Ankereffekt bezeichnet das vor fast 50 Jahren von Tversky und Kahneman (1974) beschriebene Phänomen, dass ein numerischer Wert (Anker) die numerische Schätzung zu einer folgenden Frage verändert, auch wenn dieser Anker keinen Zusammenhang mit der Schätzfrage hat. Während der Ankereffekt vielfach repliziert wurde, sind dessen Rahmenbedingungen oft noch unklar und uneindeutig. In diesem Projekt wird die Rolle von Expertise der schätzenden Person auf den Ankereffekt untersucht. Obwohl der Ankereffekt ein in den vergangenen fast 50 Jahren viel untersuchtes Phänomen ist, gibt es bis heute keine umfassende Theorie dazu, die die wichtigsten Aspekte des Phänomens zuverlässig vorhersagen kann. Darüber hinaus sind die Befunde zur Rolle der Expertise der schätzenden Person bislang widersprüchlich. Einige Forschungsarbeiten zeigen einen verringerten Ankereffekt bei hoher Expertise, während andere Forschungsarbeiten einen stärkeren oder zumindest ähnlichen Ankereffekt für Experten und Novizen zeigen. Beide dieser Forschungslücken sollen mit diesem Projekt adressiert werden. Dabei wird ein Paradigma genutzt, das es ermöglicht, die Expertise der schätzenden Personen zu manipulieren. Darüber hinaus wird die Relevanz des gezeigten Ankers und dessen Extremität manipuliert. Dieses Versuchsdesign erlaubt nicht nur eine experimentelle Untersuchung des Einflusses von Expertise auf das Ausmaß des Ankers, sondern ermöglicht auch einen Vergleich verschiedener Theorien zum Ankereffekt, die in Bezug auf Expertise und Ankerrelevanz unterschiedliche Vorhersagen machen. Erste Ergebnisse zeigen, dass Experten tatsächlich weniger stark auf den gezeigten Wert ankern als Novizen. Relevante sowie extreme Anker führen zu einem stärkeren Ankereffekt als irrelevante und weniger extreme Anker.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
+49 7071 979-120maren.mayer@iwm-tuebingen.deDr. Tobias R. Rebholz, Eberhard Karls Universität Tübingen